28.Spieltag, Saison 2005/2006: FSV Zwickau vs. FC Sachsen Leipzig II 1:1

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Spielbericht

Beim FSV-Spiel erst Freude, dann Randale

FSV Zwickau - FC Sachsen Leipzig II 1:1 (0:0) - Hinterher: Polizei muss zu Schlagstöcken und Pfefferspray greifen

Nach dem 1:1 gegen den FC Sachsen Leipzig liegt der FSV Zwickau nur noch drei Punkte vor dem Tabellenzweiten FC Dynamo Dresden II, der am Sonnabend das Ortsderby beim FC Dresden Nord II mit 2:1 gewonnen hat. Damit ist der Kampf um den Oberligaaufstieg zwei Spieltage vor Saisonende noch nicht entschieden. Nach dem Spiel kam es in Zwickau zu Randale. Die Polizei musste mehrfach eingreifen.

Es war zweifellos kein normales Punktspiel am Freitagabend vor 1571 Zuschauern im Westsachsenstadion zwischen den FSV Zwickau und FC Sachsen Leipzig II. Als das Sachsenderby abgepfiffen wurde, lautete das Resultat 1:1-Unentschieden, und auf dem Spielprotokoll standen insgesamt sechs gelbe, eine gelb-rote und noch eine rote Karte.

Die beiden Platzverweise betrafen jeweils die Zwickauer Mannschaft. Zuerst erwischte es René Troche nach einer Tätlichkeit gegen einen Leipziger Abwehrspieler (64.). Schließlich musste Alexander Köcher im Anschluss an sein direkt verwandeltes Freistoßtor aus 18Metern zum 1:1 (77.) raus. Als sich "Köchl" vor Freude das Trikot über den Kopf zog, erhielt der 31-jährige Zwickauer dafür Gelb-Rot, nachdem er zuvor wegen Meckerns schon Gelb gesehen hatte. "In der ersten Halbzeit hat er gegen einen Leipziger die gelb-rote Karte nicht gezückt. Bei uns wurde jede Kleinigkeit bestraft. Ich kann nicht verstehen, wieso der Verband bei einem so wichtigen Spiel einen Schiedsrichter aus Dresden ansetzt. Der Schiri hatte kein Landesliganiveau", klagte der FSV-Kapitän später im Kabinengang. "Alle sind enttäuscht, denn die Mannschaft hat nach den zwei Platzverweisen noch eine tolle kämpferische Leistung gezeigt. Wenn wir so weiter machen, werden wir den Oberligaaufstieg schaffen", ergänzte der Routinier.

Der erst 23-jährige Referee Thomas Zeuge zeigte in der bedeutungsvollen Landesligapartie wenig Einfühlungsvermögen. Nach der gelben Karte für den Leipziger Peter Schlieder (16.) und wiederholten Foulspiels hätte der Sachsen-Spieler bereits nach 30 Minuten vom Platz fliegen müssen. Doch hier drückte der Unparteiische zunächst beide Augen zu, was er im Fall von Alexander Köcher später nicht mehr tat.

In der 58. Minute zappelte der Ball bereits einmal im Leipziger Tor, als Axel Fuchsenthaler per Fallrückzieher traf. Wegen gefährlichen Spiels des Zwickauer Stürmers wurde dieser Treffer aber vom Schiedrichter nicht anerkannt. Fünf Minuten später besorgte Michael Ludwig mit gekonntem Heber aus 22 Metern das 1:0 der Gäste. Als René Troche einen Sachsenspieler später in den Genitalbereich traf, dieser laut schreiend zu Boden ging, sah der Zwickauer Mittelfeldspieler dafür Rot und musste vorzeitig zum Duschen (64.). "Mit dieser Brisanz und so vielen Karten habe ich im Vorfeld nicht gerechnet. Vom Schiedsrichter hätte ich in den 90 Minuten generell mehr Fingerspitzengefühl erwartet. Ich kann es mir aber auch nicht erklären, warum wir wieder so eine schlechte erste Halbzeit gespielt haben. Nach der Pause hatten wir uns gefangen und gut nach vorn gespielt. Ein Sieg wäre verdient gewesen", so der FSV-Libero Jens Werner.

Dass die junge Leipziger Mannschaft, in der zwölf Spieler im Alter von 18 bis 21 Jahren in den 90 Minuten zum Einsatz kamen, so zweikampfstark zu Werke ging und vor der Pause spielerisch sogar lange Zeit dominierte, war zumindest bemerkenswert. "In den letzten 25 Minuten der ersten Halbzeit besaß das Spiel gutes Liganiveau. Nach diesem Spielverlauf müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein. Unsere Mannschaft hatte in der Schlussphase noch drei Möglichkeiten zum Siegtreffer. Jetzt müssen wir gegen Sebnitz den Pickpoint setzen. Wir sind auf keinen Fall vom Schiedsrichter bevorteilt worden", zog FSV-Co-Trainer Klaus Georgi sein Fazit.

Nach dem Spiel kam es zu Ausschreitungen. Hans-Peter Scheitler, Erster Polizeihauptkommissar, dazu: "Anhänger von beiden Fanblöcken sind über die Zäune und offenen Paniktore gestiegen. Die Ursachen lagen im Spielverlauf. Die Zwickauer Fans waren damit nicht einverstanden. Es gab auch Sachbeschädigungen im Leipziger Block, wo Bänke zerstört wurden. Durch den Einsatz der Polizei und Ordnungskräfte konnten die Fangruppen getrennt werden." Auf dem Rückweg der Fans zum Hauptbahnhof kam es erneut zu Auseinandersetzungen. "Nur durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken konnte die Polizei die Angriffen von weit über 100 Zwickauer Fans, die mit Zaunslatten bewaffnet waren, auf Leipziger Fans abwenden. In der Nähe des Zwickauer Hauptbahnhofs waren ähnliche Vorfälle zu verzeichnen. Es gab mehrere Verletzte und Sachbeschädigungen an elf Einsatzfahrzeugen durch Steinwürfe."

(Quelle: Reiner Thümmler; Freie Presse vom 22.05.2006)


FSV-Fans rasten aus - Brutale Randale in Zwickau

Zwickau (ddp/S.E.). Nach gewalttätigen Ausschreitungen nach dem Landesliga-Spiel zwischen dem FSV Zwickau und dem FC Sachsen II (1:1) am Freitagabend sind gegen zahlreiche Randalierer Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Vorwürfe lauten auf Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung. Nach Angaben der Polizei bewarfen rund 100 Zwickauer die Einsatzkräfte sowie die Fans der Leipziger mit herausgerissenen Zaunlatten, Steinen und Feuerwerkskörpern. Zwei Polizisten wurden durch Steine verletzt sowie elf Einsatzfahrzeuge und mehrere geparkte Fahrzeuge beschädigt. Die Höhe des Schadens war zunächst unklar. Zudem rissen die Randalierer im Stadion mehrere Sitzschalen aus den Verankerungen. Die Polizei ging mehrfach mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die wütenden Rowdys vor. Die Ausschreitungen ereigneten sich im Stadion sowie auf der Strecke zwischen der Spielstätte und dem Bahnhof. Laut Steffen Hammermüller ging die Gewalt von frustrierten Zwickauer Anhängern aus, die eigentlich einen Sieg und den vorzeitigen Aufstieg feiern wollten. „Die haben den Platz gestürmt und den Schiedsrichter bedroht“, sagte der Sachsen-Coach, „ich habe noch versucht, ihn zu schützen.“ Der Referee hatte zwei FSV-Spieler des Feldes verwiesen und ein Zwickauer Tor nicht gegeben. Die Leipziger Mannschaft musste wegen der Randale lange auf die Heimreise warten. Hammermüller: „Wir saßen über eine Stunde im Stadion fest, bis wir losfahren konnten.“

(Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 22.05.2006 )


ZWICKAU - Die Ausschreitungen nach der Landesliga-Partie zwischen dem FSV Zwickau und Sachsen Leipzig II vom vergangenen Freitag haben für einige „Fans“ nun ein Nachspiel. Den Randalierern droht im Westsachsenstadion ein zweijähriges Stadionverbot. „Wir haben uns im Vorstand auf einer Sondersitzung zu dieser Maßnahme verständigt. Das Maß ist voll“, sagte FSV-Präsident Volker Seifert. Noch in dieser Woche will die Polizei dem Verein sämtliche Namen der Chaoten übermitteln. Seifert ist vier Tage nach den Vorkommnissen immer noch sauer: „Diese geistigen Tiefflieger scheinen gar nicht zu wissen, was sie alles auf‘s Spiel setzen. Wir stecken schließlich viel Zeit und Geld in den Verein, um wieder nach oben zu kommen. Irgendwann reißt auch unser Geduldsfaden.“ Die Polizei führte im Laufe des Freitagabends 32 Identitätsfeststellungen durch. Zusätzlich wird in den nächsten Tagen weiteres Videomaterial gesichtet. „Neben Anhängern aus dem Zwickauer und Leipziger Lager waren auch Randalierer aus Dresden und Frankfurt/Main angereist“, informierte Polizeisprecher Volker Kroh, der die geplanten Stadionverbote begrüßt: „Damit haben wir nun die Handhabe, so genannte ‚Gewalttäter Sport‘ im Vorfeld von Schwerpunktspielen in präventiven Gewahrsam zu nehmen.“ Für Unmut unter der Zwickauer Anhängerschaft sorgte am Rande des Leipzig-Spiels ein Polizeifahrzeug, in dessen Innenraum ein Schal von Rivale Erzgebirge Aue zu sehen war. Kroh: „Eine sehr ungeschickte Aktion des betreffenden Beamten. Wir haben uns als Polizei sportlich und politisch neutral zu verhalten.“ woko/wutz

(Quelle: Chemnitzer Morgenpost vom 23.05.2006)

Statistik

Aufstellung Zwickau: (Trainer: U. Ferl)

Fährmann - Strobel, Köcher, Werner – Schwinkendorf, Kubik, Wydmuszek (75. Nemec), Troche, Arzt - Fuchsenthaler, Mydlo

Aufstellung Leipzig: (Trainer: S. Hammermüller)

Domaschke - Meißner, T. Berger, Kunig, Schlieder (Kokot) – Stammnitz, Dietrich, Penev (Mende), Seifert - Gandaa (Pfeffing), Ludwig

Tore: 0:1 Ludwig (62.), 1:1 Köcher (78.)

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Troche (64.) wegen einer Tätlichkeit; Gelb-Rote Karte für Köcher (78.) wegen Trikot ausziehen

Zuschauer: 1.521 - darunter 150 Gäste

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