04.Spieltag, Saison 2006/2007: VFC Plauen vs. FSV Zwickau 0:2

Aus redkaos.de
Wechseln zu: Navigation, Suche

Spielbericht

Grenzenloser Jubel: Knoten endlich geplatzt

Zwickau gewinnt beim VFC Plauen mit 2:0 (1:0) - Carsten Pfoh zweifacher Torschütze - Soukop pariert Handstrafstoß

Die rote Laterne, die der FSV am Sonnabend vom FV Dresden-Nord übernommen hatte, sind die Zwickauer gestern gleich wieder los geworden. Durch den 2:0 (1:0)-Sieg beim VFC Plauen konnte sich die Mannschaft von Trainer Uwe Ferl auf Rang 13 verbessern.

Die über 600 mitgereisten FSV-Fans unter den 2459 Zuschauern im Vogtlandstadion erlebten im 17. Punktspiel zwischen dem VFC Plauen und Zwickau den fünften Erfolg der Rot-Weißen seit 1991. "Es war mein erster Sieg mit dem FSV gegen den VFC in Plauen", freute sich Kapitän Alexander Köcher. "Was wir in der Vorbereitung getan haben, hat sich voll ausgezahlt. Wir sind als Team aufgetreten, wo sich jeder für den anderen den Hintern aufgerissen hat. Ein Kompliment an die gesamte Mannschaft, sie hat ein tolles Fußballspiel geboten."

Zum zweifachen Torschützen avancierte Carsten Pfoh (44., 51.). "Wir haben gegen Plauen mit Kampfgeist sehr gut dagegengehalten und dem Gegner kaum Chancen gestattet", strahlte der 22-jährige Neuzugang, der sich nicht daran erinnern konnte, in der Vergangenheit schon mal zwei Tore in einem Oberligaspiel erzielt zu haben. "Die beiden Treffer sind zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt gefallen."

In der Startformation des FSV gab es zwei Veränderungen: Erstmals stand Neuzugang Michal Soukop vom FC Oberlausitz zwischen den Pfosten. Der 21-Jährige hielt in der 73. Minute einen von Thomas Risch getretenen Handstrafstoß und verhinderte damit den möglichen Anschlusstreffer der Spitzenstädter. Nach seiner abgelaufenen Sperre wirkte auch Mittelfeldspieler René Troche wieder mit. In der ausgeglichenen Anfangsphase besaß Carsten Pfoh die erste Torchance, die er jedoch nicht nutzen konnte, da er von mehreren Plauener Spielern am erfolgreichen Abschluss gehindert wurde (8.). Mit einem 17-Meter-Freistoß traf VFC-Stürmer Kai Zimmermann später die Querlatte des Zwickauer Tores (28.). Aus einer riskanten Rückgabe von Robert Böhme resultierte die Gästeführung durch Carsten Pfoh: Der Ex-Auerbacher erlief sich den Ball in der VFC-Hälfte, umdribbelte zwei Plauener und vollendete aus 14 Metern mit einem Flachschuss (44.). Sechs Minuten nach Wiederbeginn nutzte der Stürmer seine Schnelligkeit erneut aus, als er nach einem klugem Pass von Sebastian Arzt auf 2:0 erhöhte.

FSV-Cheftrainer Uwe Ferl freute sich über den ersten Saisonsieg: "Wir waren unter Zugzwang. Die Mannschaft hat ihre taktische Linie 60 Minuten hervorragend umgesetzt. Wir hatten in der ersten Halbzeit schon drei Riesenmöglichkeiten, und René Troche hat in der ersten halben Stunde hervorragend gespielt." Es war ein äußert hart umkämpftes Oberligaderby mit neun gelben Karten sowie einem Platzverweis gegen den Zwickauer Sebastian Arzt. Für ein Handspiel war er verwarnt worden und sah wegen einer Unsportlichkeit dann die Rote Karte (73.). Die ebenso unbeherrschte wie unnötige Aktion ärgerte den Trainer sehr. "Er bekommt eine harte Strafe", kündigte Ferl an.

Hans Speth, ehemaliger Trainer der BSG Sachsenring, der das gestrige Spiel im Vogtlandstadion beobachte, sagte: "Die Zwickauer Abwehr stand diesmal sehr sattelfest, der VFC wirkte dagegen ziemlich verunsichert." Nach dem Abpfiff bedankten sich die FSV-Spieler vor der Fankurve bei den mitgereisten Anhängern, die ihre Mannschaft vorbildlich unterstützten. Zwickau hat erst mal die Abstiegsränge verlassen. Der Blick ist wieder nach oben gerichtet. "Jetzt müssen wir gegen den FC Carl-Zeiss Jena II unbedingt nachlegen", warf der Zwickauer Coach bereits einen Blick auf das nächste Heimpunktspiel voraus.

(Quelle: Reiner Thümmler; Freie Presse vom 28.08.2006)


Trost für VFC: Schlimmer geht's nimmer

Plauener verloren nach 2:3-Auftakt-Pleite gegen Cottbus II gestern ihr zweites Heimspiele gegen Zwickau mit 0:2

So etwas gab es seit Jahren nicht mehr: Hunderte Zuschauer haben gestern bereits zehn Minuten vor dem Abpfiff das Vogtlandstadion verlassen. Sie wollten sich das Gebolze der VFC-Kicker, die gegen Oberliga-Aufsteiger FSV Zwickau mit 0:2 verloren, nicht mehr ansehen. Einhelliger Tenor der VFC-Anhänger gestern, nachdem die Plauener bereits am 4. August daheim das Auftaktspiel gegen Cottbus II mit 2:3 verloren hatten: Schlimmer geht's nimmer.

VFC-Fanratsprecher Jens Flämig war zunächst fassungslos, doch nach einigen Minuten ließ er sich zu folgender niederschmetternde Analyse hinreißen: "Das war der Tiefpunkt, auch was die spielerische Leistung betrifft. Solch einen Grottenkick gab es zum letzten Mal im Regionalliga-Abstiegsjahr 2000, als wir Eisenhüttenstadt mit 3:5 unterlagen." Nach der 0:2-Pleite war er gestern wie viele Fans noch lange geschockt: "Innerhalb weniger Monate können doch unsere Jungs das Fußball spielen nicht verlernt haben. Was in ihren Köpfen vorgeht, dass sie derart verunsichert von einer Verlegenheit in die andere stolpern, bleibt mir ein Rätsel." Die Stimmung vieler Fans sei so schlecht wie die Leistung der Spieler, die nun zum achten Mal in Folge im Vogtlandstadion nicht gewonnen haben. Flämig: Den letzten Heimsieg gab es am 3. Mai. Lange darf man die Nerven und die Geduld der Zuschauer nicht mehr strapazieren. Einige Fans haben mir heute gesagt: Das nächste Spiel schaue ich mir bestimmt nicht im Stadion, sondern im Videotext an." Kopfschütteln rief bei ihm die Auswechslung von Stürmer Andriy Zapyshnyi hervor: "Er war der einzige, der den Ball im Mittelfeld zumindest ab und zu behaupten konnte", so Flämig. Warum der Trainer den Zapyshnyi rausnahm und dafür den unerfahrenen Ricardo Persigehl einwechselt, wurde von vielen Fans nicht verstanden. Trainer Stefan Persigehl sagte dazu zur Pressekonferenz: "Ich wollte das Angriffsspiel neu belegen und habe mich deshalb zu dieser Auswechslung entschlossen. Ich hätte statt Zapyshyni auch Reimann auswechseln können."

"Das ist nicht mehr der VFC der Vergangenheit. Das ist nicht mehr unser arteigenes Spiel. Wir sind keine Einheit mehr, es spielt jeder für sich. Woran das liegt, ist vielfältig. Es fehlt zum einen der Erfolg. Zum anderen habe ich zu bestimmten Dingen eine eigene Meinung. Aber ich will dazu noch nichts sagen. Jedenfalls sah die erste Halbzeit aus wie nach Auflösungserscheinungen. Da war kein Biss, die haben nicht miteinander gesprochen", so sah der schmerzlich vermisste langzeitverletzte Carsten Paulick. Und er setzte noch eins drauf: "Mit Feierabendfußball gewinne ich nichts, auch nicht gegen Zwickau."

Manuel Stiefel, der als Youngster seine Mannschaft immer wieder nach vorne peitschte, verstand nach dem Abpfiff mit Niederlage die Welt nicht mehr: "Die Zwickauer waren nicht besser. Die haben aber die Fehler, die wir gemacht haben, eiskalt bestraft. Es hat einfach nicht jeder hundert Prozent gegeben. Das hat jeder gesehen. Mir tut es leid für unsere Fans. Das ist ein Derby, da muss es krachen, da muss jeder für den Anderen da sein und nicht sich hier in die Hosen scheißen, nur wenn es mal nicht so läuft."

Pechvogel Robert Böhme, bis zu seinem missglückten Rückpass, der zum 0:1 führte, bester Plauener zu seinem Missgeschick: "Das erste Tor nehme ich auf mich. Eigentlich mache ich solche Pässe nach hinten nicht. Aber ich habe mich nicht aufgegeben, wollte meinen Fehler wieder gut machen. Leider ist mir das nicht gelungen.

VFC-Trainer Stefan Persigehl bekam nach der Niederlage seiner Mannschaft schon einmal den rauen Ton der Fans zu hören. Er genoss aber beim Gang in die Kabine zumindest noch die Schonfrist, die ihm die Fußballanhänger nach drei Wochen Amtszeit einräumten.

Persigehl zur Niederlage: "Wir wollten den ersten Heimsieg und haben gut trainiert. Ich bin von meiner Mannschaft ein bisschen enttäuscht." Den letzten Satz quittierten die Fans, die die Pressekonferenz über die Außenlautsprecher verfolgten, mit Unverständnis. Nach ihrer Auffassung sei es nicht nur eine Enttäuschung, sondern eine Katastrophe gewesen.

Und was sagte der zweifache Torschütze Carsten Pfoh: "Wir haben uns die Aufgabe in Plauen schwerer vorgestellt. Ich musste mich nach der Sommerpause erst auf das Zwickauer Spiel einstellen. In Auerbach war ich ein Einzelkämpfer, in dieser FSV-Mannschaft ist mehr Niveau vorhanden." (bw/ilo)


Kommentar VFC steckt in Krise - Spielerisch am Boden

Von Bernd Wunderlich

Gestern wurde es offensichtlich: Der VFC steckt in einer sportlichen Krise. Einst hatte er ganz andere Probleme. Seit 2000 drohte ihm zwei Mal der finanzielle Ruin, doch die gute sportliche Entwicklung kaschierte stets die Geldsorgen. Gegenwärtig bewegt sich der Verein, was die materielle Seite betrifft, in ruhigerem Fahrwasser. Und deshalb sind die desolaten Leistungen der Spieler seit Mitte Mai, insbesondere die vor heimischer Kulisse, eine Katastrophe. Es ist ein Schlag ins Gesicht der VFC-Funktionäre, deren engagierte Arbeit damit aufs Spiel gesetzt wird. Bleibt zu hoffen, dass der VFC seine Talfahrt schnell beendet und das verloren gegangene Vertrauen seiner Fans zurückgewinnt. Auch die Titelanwärter aus Leipzig und Halle haben ähnliche Probleme. Ihnen hat der VFC aber etwas voraus: Die Trainerentlassung, die dort bevorsteht, wurde in Plauen schon vollzogen. Gebracht hat sie aber noch nichts.

(Quelle: Freie Presse (Plauen) vom 28.08.2006)

Statistik

Aufstellung VFC Plauen: (Trainer: S. Persigehl)

Okrucky - Hujdurovic (24. Noll) - Dashi, Gillert, Böhme (V) - Risch, Schulze (V), Hölzel - Zimmermann (46. Stiefel/V), Reimann (V), Zapyshnyi (61. Persigehl).

Aufstellung Zwickau: (Trainer: U. Ferl)

Soukop - Trehkopf, Werner, Köcher - Moses - Kubik, Arzt, Meyer (46. Jazwinski) - Glaubitz – Troche (75. Strobel), Pfoh (77. Trochocki)

Schiedsrichter: Jauch (Benshausen)

Zuschauer: 2.459 - darunter 600 Gäste

Tore: 0:1 Pfoh (44.), 0:2 Pfoh (51.)

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Arzt (73.) wegen Schiedsrichterbeleidigung

-- zurück zur Saison 2006/07