01.Runde, Rückspiel im Europapokal der Pokalsieger 1975/1976: BSG Sachsenring Zwickau vs. Panathinaikos Athen 2:0

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Spielbericht

Ideen contra Monotonie!

Über die griechische Tragödie, in der sich der Mensch dem Schicksal gegenübergestellt sieht, wird hier nicht philosophiert. In Zwickau scheiterte Panathinaikos, seit 1960 (!) mit reicher EC-Erfahrung, auch nicht an schicksalhaften Fügungen. "Sachsenring, der sportlich-faire Kontrahent, war eindeutig besser." Mr. Kenneth Burns (44, 11- A-Länderspiele, Rechtsanwalt, FIFA-Referee aus Worchester) fällte sein Urteil in juristisch klarer Diktion. Unser FDGB-Pokalsieger war eine leistungsstärkere Realität als von Panathinaikos erwartet. Der gute Ruf des EC 1-Finalisten von 1971 ist ohnehin ziemlich ramponiert. Seit 1972/73 stürzten die Griechen nämlich schon viermal hintereinander jeweils in der 1. Runde von den Sokkeln. Von ZSKA Rote Fahne Sofia, OFK Belgrad, Grasshoppers Zürich und Sachsenring Zwickau eximiniert, fielen die "Kleeblätter"stets durch. Aymore Moreiras psychologische Hilfen ("Wir sind auch auswärts stark. Wir kommen weiter!") standen im krassen Widerspruch zur mangelnden Spielfitness seiner neuen Elf.

Um ihre Meinungen gebeten, formulierten Experten das Für und Wider dieses Treffens. Dr. Vaclav Jira, UEFA-Beobachter aus der CSSR: "Zwickau kämpfte und spielte einsatzstärker, ehrgeiziger. Es gereichte der Elf zur Ehre, offensiv und torgefährlich zu agieren. Panathinaikos gefiel nur zwischen den Strafräumen." DFV-Generalsekretär Günter Schneider: "Geschlossenheit und Impulse in allen Reihen beim Gastgeber. Die Griechen gute Individualisten, eine Mannschaft jedoch nicht." ‚ Und Karl-Heinz Kluge: "In 80 Minuten Dauerdruck waren wir mit unserer richtigen Angriffskonzeption am Regiepult. Panathinaikos hatte dem nur eine einzige Chance entgegenzusetzen." Selbst Zwickaus nervöse Schlußphase, als der Kräfteverschleiß Hektik gebar, fand noch diese Beurteilung von Hans Studener, Mitarbeiter im WZ des DFV : "In der um sich greifenden Schwäche besann sich die Mannschaft ihrer Pokalflghterqualitäten. Insgesamt wurde Sachsenring niemals voll gefordert."

Viel Lob, viel Nachdenkenswertes. Schwierigkeiten räumten die Westsachsen selbst aus dem Weg. Als da waren: Croys empfindliche "Veilchen-Blessur" aus dem Belgien-Spiel ("Beim " letzten Test, 90 Minuten vor Ultimo, hatte ich beim- Tauchen‚ nach links noch geringe Sicht, Beschwerden"). Nestlers Knieverletzung ("Starke Beschwerden beim Schießen"). Blanks disziplinarische Sperre.

Diesen Widrigkeiten stellte Zwickau folgendes entgegen: das Teamwork; einen bravourös kämpfenden neuen Angriff; eine dicht - geschlossene Abwehr. Die beiderseitigen Regisseure standen sich nicht auf den Füßen herum. Doch wo Domazos (,,New York Cosmos schickte keinen Profivertrag") im Mittelfeld Standfußball mit technischem Blendwerk produzierte, variierte Dietzsch die Offensive mit weiträumigen Flugbällen, temperierten Freistößen und Ballsicherheit. ‚,Panathinaikos starb in Monotonie und Einfallslosigkeit, an den Fouls von Kapsis", wetterte Moreira. Nicht nur an denen des Vorstoppers, darf ich hinzufügen.

In allein spielbestimmenden Faktoren dominierte Zwickau. Hier der Zahlenbeweis Ecken: 2:1 (1:1). Torgefährliche Kopfbälle: 2:1(1:0). Torschüsse: 12:7 (8:3). Freistöße zum Nachteil der Griechen: 9:24 (5:14). Ganz zu schweigen vom Chancenanteil: 7:2 (4:0). Hier begannen Zwickaus Tormöglichkeiten schon nach 40 Sekunden durch Henschel ("Ich hätte volley schießen, nicht heben sollen"), und endeten einem Gewaltschuß Bräutigams (86.). Dazwischen lag lediglich Vlachos Kopfball (82.), von Routinier Henschel von der Linie geköpft ("Dafür hat er einen ,,Riecher", so Alois Glaubitz),. sowie ein Ladenschluss von Leviathans (87.). Bis hinauf in die dicht besetzten Baumkronen (?) der Halde reifte lange vor dem Abpfiff die Erkenntnis: der zweite Sachsenring-Sieg im Verlaufe aller drei EC II-Anläufe war von Panathinaikos nicht zu gefährden! Bleibt ein Hinweis für die 2. Runde: die unorganisierte Abwehr des 11fachen griechischen Meisters gestattete Zwickau viel Bewegungsfreiheit. Der nächste Widerpart kann da schon viel sparsamer sein. Ergo müssen Chancen entschlossener, kaltblütiger verwertet werden. Was man hat, das hat man...

(Quelle: Die neue Fußballwoche; Autor: Günther Simon)

Tore

1:0 J. Schykowski (37.), 2:0 Dietzsch (58./Foulelfmeter)

Aufstellungen

BSG Sachsenring Zwickau: (Trainer: K.-H. Kluge)

Croy, H.Schykowski, Stemmler, Henschel, Lippmann (48. Schwemmer / 70. Fuchs), Leuschner, Dietzsch, J. Schykowski, Reichelt, Bräutigam, Braun

Panathinaikos Athen: (Trainer: A. Moreira)

Konstantinou, Gonios, Karamanlis, Kapsis, Vlachos, Dimitriu, Domazos, Georgevic (63. Panopoulus), Vacadis (46. Livathinos), Grammos, Antoniadis

Schiedsrichterkollektiv

Burns, Shapter, Mitchell (alle England)

Zuschauer

33.217

Spielort

Georgi-Dimitroff-Stadion, Zwickau

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