Quelltext der Seite 28.06.2006 - FSV beginnt Vorbereitung - Schützlinge von Uwe Ferl müssen vier Wochen lang täglich ran

'''FSV beginnt Vorbereitung - Schützlinge von Uwe Ferl müssen vier Wochen lang täglich ran'''

Nach der kurzen Sommerpause erfolgt heute Nachmittag an der Geinitzstraße der Trainingsstart beim FSV Zwickau. Thomas Croy unterhielt sich gestern mit Trainer Uwe Ferl über den Stand der Vorbereitung beim Oberliga-Aufsteiger.

'''Freie Presse: Kann man als Trainer die Saisonvorbereitung lockerer angehen, wenn man am Ende der Serie nicht unbedingt aufsteigen muss?'''

Uwe Ferl: Ja, auf alle Fälle. Es war im vergangenen Jahr schon ein gehöriger Druck, der auf uns Verantwortlichen gelastet hat. Aber wir hatten es von Beginn an gewusst und konnten ganz gut damit umgehen. Wir haben auch ein paar brenzlige Situationen gemeistert, was ganz wichtig war. Ich denke da zum Beispiel an die beiden Niederlagen zum Ende der ersten Halbserie, die Heimniederlage gegen Dynamo Dresden II oder den Punktverlust gegen Sachsen Leipzig II. Trotzdem sind wir immer wieder aufgestanden. Ich war stets davon überzeugt, dass wir das schaffen. Wir waren vielleicht nicht die spielerisch beste Mannschaft. Aber wir haben uns mit Leidenschaft, Herz und natürlich mit einem ganz tollen Publikum im Rücken letztendlich verdient durchgesetzt.

'''Freie Presse: Handelt es sich bei den bisherigen Neuzugängen um Ihre Wunschkandidaten?'''

Ferl: Naja, meine Wunschkandidaten wären Champions-League-Spieler. Aber man muss natürlich die Kirche im Dorf lassen. Ich bin ja an den Wochenenden immer viel unterwegs und gucke mir vor allem in den Amateurmannschaften Spieler genauer an. So waren gerade der Marcus Jazwinski oder Carsten Pfoh durchaus Wunschkandidaten. Bei den anderen hat es auch charakterlich in den Gesprächen gepasst. Mit Rico Glaubitz haben wir einen erfahrenen Spieler mit einem sehr guten linken Fuß geholt, der uns helfen wird, über die Standards wieder gefährlicher zu werden.

'''Freie Presse: Ist es Ihnen eigentlich schwer gefallen, fortan auf die Dienste von solch gestandenen Leuten wie Mydlo oder Nemec zu verzichten?'''

Ferl: Beide haben ihre Sache in der vergangenen Saison sehr ordentlich gemacht. Aber man muss es auch perspektivisch sehen. Petr ist inzwischen 33 und recht verletzungsanfällig. Dann immer wieder reinzufinden, war für ihn gar nicht so einfach. Bei David hatte ich manchmal das Gefühl, dass er nicht in jeder Partie mit 100-prozentigem Einsatz spielt. Manchmal hat er mich ein bisschen enttäuscht. Insgesamt tat es mir für die beiden schon leid. Aber wenn man einen jungen hungrigen Stürmer wie Carsten Pfoh bekommen kann, muss man dann auch solche Entscheidungen treffen - im Interesse des Vereins.

'''Freie Presse: Bei Mydlo, Nemec und Krauß ist Ihre Entscheidung nachzuvollziehen. Warum aber wurde der Vertrag von Wydmuszek, der eine gute Leistung geboten hat, nicht verlängert?'''

Ferl: Ich muss erst mal sagen, dass wir es ohne Schwinkendorf und Wydmuszek nicht geschafft hätten, unser Ziel zu erreichen. Beiden gebührt ein Riesendank. Aber ich bin überzeugt, wenn man Rico Glaubitz mit Wydmuszek vergleicht, haben wir uns verbessert. Wir spielen jetzt nicht mehr in der 5. Liga, die Ansprüche sind nun höher, und da muss man auch mal ein paar unangenehme Entscheidungen treffen, die mir selbst sehr schwer fallen.

'''Freie Presse: Sie haben am Montag und Dienstag noch einige Spieler beobachtet, die eventuell für den FSV in Frage kommen. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?'''

Ferl: Wir haben zwei Tage sehr intensiv trainiert. Es hat den Jungs und mir Spaß gemacht. Wir werden die Eindrücke erst mal sacken lassen. Es wurden schon ein paar Gespräche geführt mit den Spielern. Wir werden uns bis spätestens nächsten Montag entscheiden.

'''Freie Presse: Derzeit läuft die Fußball-WM. Gibt es dabei auch Anregungen, beispielsweise bei der Spieltaktik, die man als Oberliga-Trainer in seine Arbeit mit einfließen lassen kann?'''

Ferl: Ich denke schon. Nicht, dass ich jetzt mit Gummibändern trainieren lasse. Und sicher ist es auch nicht ratsam, unser System jetzt auf eine Viererkette umzustellen. Wir hatten ja bei entsprechenden Experimenten schon feststellen können, was da passiert ist. Aber es gibt durchaus gewisse Parallelen zu meiner Fußballphilosophie. Zum Beispiel, was das schnelle Umkehrspiel angeht, die sauberen scharfen Pässe, aus den Fehlern des Gegners sofort umschalten, immer versuchen, zum Abschluss zu kommen und natürlich ein gutes Teamwork, wo ein Rädchen ins andere greift.

'''Freie Presse: Was trauen Sie Ihrer Mannschaft in der kommenden Saison der NOFV-Oberliga Süd zu?'''

Ferl: Ich freue mich riesig auf die neue Saison und darauf, mit der Mannschaft zusammen zu arbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass das gut funktionieren wird. Für mich ist das Wichtigste, dass wir erst mal als FSV Zwickau die Amateuroberliga erhalten. Alles, was dazukommt, wäre umso besser. Insgeheim würde ich mich über einen einstelligen Tabellenplatz sehr freuen.

'''Freie Presse: Glauben Sie, dass die Konkurrenz den FSV als Aufsteiger eher unterschätzen wird?'''

Ferl: Nein. Schon allein wenn wir zum Auswärtsspiel fahren, begleitet von 800 Fans, wird es keinen Grund geben, uns zu unterschätzen. Der Name des Vereins hat ja durchaus einen guten Klang. Es war mir auch ein Bedürfnis, den FSV Zwickau wieder zurückzuführen in die Amateuroberliga. Dass wir in der 5. Liga spielen mussten, war ja eigentlich eine kleine Katastrophe. Gott sei dank haben wir das alle gemeinsam geschafft: Leitung, Trainer, Spieler und natürlich die Fans. Das macht mich auch ein bisschen stolz.

'''Freie Presse: Wer ist für Sie der heißeste Anwärter auf den Staffelsieg?'''

Ferl: Ganz klar der FC Sachsen Leipzig. Wenn ich überlege, dass man dort mit Eduard Geyer einen absoluten Fachmann engagiert hat, der die sportlichen Fäden im Hintergrund zieht, dass man sich mit fünf, sechs Bundesligaspielern verstärkt hat - die müssen einfach hoch. Aber im Fußball ist alles möglich, und ich habe auch vorm FC Sachsen keine Angst. Wenn ich unseren Kader angucke, wir ordentlich durch die Vorbereitung kommen und von Verletzungen verschont bleiben, haben wir eine gesunde Konkurrenz im Team. Das ist Voraussetzung dafür, dass sich die besten Elf durchsetzen. Ich erwarte natürlich auch von denen, die zunächst auf der Bank sitzen, dass sie immer wieder Druck machen. Das wird die Basis unseres Erfolgs sein.

'''Freie Presse: Wie sieht das Pensum in den nächsten Wochen aus?'''

Ferl: Es wird die ersten vier Wochen jeden Tag trainiert. Dann wollen wir in den normalen Rhythmus mit viermal Training pro Woche rein. Es gehen ja viele Spieler ihrer Arbeit nach. Ich muss mich da bei den Sponsoren und Arbeitgebern bedanken, die mit sehr viel Rücksicht auf die sportliche Belastung der Jungs ordentlich mitziehen.

''(Quelle: Freie Presse vom 28.06.2006)''

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