17.03.2021 - So wurde Ludwig Blank vor 45 Jahren zum "Schottentod"

Aus redkaos.de
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Der größte Erfolg in der Geschichte des Zwickauer Fußballs ist eng mit dem Namen des ehemaligen Sachsenring-Rechtsaußen verknüpft. Als der DDR-Oberligist im März 1976 gegen Celtic Glasgow ins Europacup-Halbfinale einzog, traf der Wirbelwind im Hin- und im Rückspiel.

Ein Bericht von FSV-Medienpartner Freie Presse | Reiner Thümmler

Solche Tore bleiben in Erinnerung: Als sich vor 45 Jahren die Fußballer der BSG Sachsenring Zwickau und von Celtic Glasgow im Viertelfinal-Rückspiel des Europacups der Pokalsieger gegenüberstanden, brachte Ludwig Blank die voll besetzte Halde schon nach vier Minuten zum Beben. „Der Ball kam aus dem Mittelfeld und ich habe einfach draufgehalten. Ich denke, es waren 22 Meter und der Ball senkte sich ins lange Eck“, erinnert sich der Schütze des goldenen Tores.

Es war nicht nur der Schuss ins Halbfinale für den DDR-Pokalsieger von 1975, sondern für den damals 27-jährigen Sachsenring-Flügelflitzer auch der Schuss in die Geschichtsbücher. Da er nicht nur das entscheidende Tor vor 40.000 Zuschauern im Rückspiel erzielt hatte, sondern auch schon beim 1:1 in Glasgow für die BSG Sachsenring erfolgreich war, hatte „Luggi“ Blank seinen neuen Spitznamen weg. Der in Rodewisch geborene Vogtländer, der aus Reichenbach nach Zwickau gekommen war, wurde fortan in Fußballerkreisen und unter den Anhängern „Schottentod“ genannt.

Im Hinspiel hatte Celtic-Kapitän und Nationalspieler Kenny Dalglish (100 Länderspiele/30 Tore) für die Glasgower das 1:0 erzielt (41.). Doch der nur 1,68 Meter große und 64 Kilogramm schwere Ludwig Blank ließ die Zwickauer mit dem Ausgleich in der vorletzten Minute weiter auf den erstmaligen Einzug ins Halbfinale hoffen. Das Rückspiel an jenem 17. März 1976 im Georgi-Dimitroff-Stadion war dann nichts für schwache Nerven. Obwohl der Europapokalsieger der Landesmeister von 1967 aus Schottland in der Folgezeit alles versuchte, um zum Remis zu kommen, blieb es beim 1:0 für die Gastgeber. Die von ihren Anhängern pausenlos lautstark unterstützte Sachsenring-Elf verteidigte mit großem Einsatz und viel Moral den Vorsprung bis zum Abpfiff.

Als Schiedsrichter Martinez aus Spanien am späten Nachmittag das Spiel abpfiff, war die Sensation perfekt. Der Sachsenring-Kapitän und DDR-Nationaltorhüter Jürgen Croy hatte mit seinen Mannen die Runde der besten Vier im Europapokal der Pokalsieger erreicht. Das war der größte Erfolg in der Zwickauer Vereinsgeschichte. Von den restlos begeisterten Fans wurde die Mannschaft von Trainer Karl-Heinz Kluge, die zuvor Panathinaikos Athen und den AC Florenz ausgeschaltet hatte, frenetisch gefeiert. Es herrschte Trubel im weiten Rund bis in die Baum- spitzen auf der Halde. Ludwig Blank erinnert sich gern zurück: „Wir waren damals in einer glücklichen Situation und hatten von Torhüter Jürgen Croy über Libero Hans Schykowski und Mittelfeldspieler Heinz Dietzsch bis hin zu Mittelstürmer Werner Bräutigam eine sehr starke Achse“, resümiert der Held der Europapokalspiele gegen Glasgow. Dazu kam, dass es innerhalb der Mannschaft stimmte. „Wir waren eine verschworene Truppe. Im Prinzip waren alle Spieler daran beteiligt, dass wir bis ins Halbfinale gekommen sind“, so Ludwig Blank.

So hatte am Ende eine Betriebssportgemeinschaft der DDR als krasser Außenseiter eine Mannschaft bezwungen, die damals zu den besten in Europa gehörte. Immerhin stand Celtic Glasgow in den zehn Jahren zuvor neunmal in einem der Europapokal-Wettbewerbe. Neben dem Titelgewinn 1967 (2:1 gegen Inter Mailand) im Wettbewerb der Landesmeister kamen die Schotten ein weiteres Mal ins Finale (1970) und zweimal ins Halbfinale.

Für die BSG Sachsenring Zwickau kam 1976 im Halbfinale gegen den späteren Europapokalsieger RSC Anderlecht das Aus. Ludwig Blank spielte noch bis 1979 in der DDR-Oberliga und brachte es dort auf 136 Spiele (7 Tore). Dem Zwickauer Fußball ist der 72-Jährige bis heute verbunden. „Die 3. Liga ist für den FSV schon okay. Ich wünsche mir, dass sie weiterhin in dieser Liga bleiben“, sagt der „Schottentod“.

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