17.10.2005 - Randale überschatten Derby
Partie gegen Aue von Randalen überschüttet - Flaschen fliegen, ein Auto brennt
Am Rande des Spiels FSV Zwickau gegen Erzgebirge Aue II in der Fußball Landesliga ist es am Samstag zu Ausschreitungen gekommen. Es flogen Flaschen, ein Polizeiauto brannte, Menschen wurden verletzt. "Es war Krieg", sagt der Sicherheitsbeauftragte des FSV.
Zwickau. Ein Königreich für die Gedanken der Frau in der graubraunen Jacke, die von ihrem Fenster im ersten Stock alles beobachtet. Direkt vor ihrer Gartenpforte blockiert ein Polizeibus den Gehweg, dahinter reihen sich drei weitere Transporter Stoßstange an Stoßstange, es wimmelt von Polizisten mit Helmen und Knüppeln. Die Zwickauer Geinitzstraße ist dicht. Gegenüber dem Fenster der Frau liegt das Westsachsenstadion, wo am Samstag der FSV Zwickau und die zweite Mannschaft von Erzgebirge Aue aufeinader trafen. Die Sperre verhindert, dass die verfeindeten Anhänger dierekt nach der Partie aufeinander losgehen, wie so oft in den vergangenen Jahren. 1991 stürmten Zwickauer Randalierer den Rasen, das Spiel wurde abgebrochen. Einmal brannte im Erzgebirgsstadion der Auer eine Hochsprungmatte, ein andermal wurde ein Bus demoliert. "Die alte Rivalität aus DDR Zeiten wird von Generation zu Generation weitergegeben", bedauert Theo Schneider, der Sicherheitsbeauftragte des FSV. Auch am Samstag knallt es.Nach dem Spiel sammeln sich Hunderte vor der Wand aus Bussen und Polizisten, einige kurz geschoren, andere vermummt. Flaschen, Rauchtöpfe und Leuchtraketen fliegen in Richtung der abgeschotteten Auer. Es ist nur ein Akt des absurden Theaters, das Dutzende Ordner und rund 200 Polizisten schon den ganzen Tag in Atem hält. Am Vormittag werfen betrunkene Anhänger auf einem Parkplatz mit Bockwürsten um sich. Später schmeißen Unbekannte die Scheiben eines Polizeiwagens ein und setzen ihn in Brand. Bei einem Handgemenge geht die Polizei mit Knüppeln und Pfefferspray vor. Während der Partie fliegen aus mehreren Blöcken Raketen, Bänke und Flaschen. Wie die Geschosse an den Einlasskontrollen vorbei geschmuggelt werden konnten? "Die Umgebung des Stadions ist nicht zu kontrollieren, an manchen Stellen sind Löcher im Zaun", so Theo Schneider. Am Abend spricht die Polizei von mindestens 250 beteiligten Hooligans aus Zwickau, Dresden, Chemnitz. Acht landeten vorübergehend in Gewahrsam, bislang gingen 17 Anzeigen ein. Vier Polizisten seien verletzt worden, die Zahl der verletzten Randalierer nennt Polizeisprecher Volker Kroh nicht. Augenzeugen konnten bei den Sanitätern Patienten mit Platzwunden und Veilchen beobachten. Neben dem angezündeten sind fünf weitere Autos beschädigt worden, im Stadion mussten Bänke und Waschbecken dran glauben. Vieles davon hat die Frau in der graubraunen Jacke von ihrem Fenster aus gar nicht mitbekommen. Eine Dreiviertelstunde nach Spielende beobachtet sie nun, wie die Polizei wieder abzieht. Sie schließt das Fenster, zieht mit einem Ruck die Gardine zu. Was sie empfindet bleibt ihr Geheimnis. Empörung? Ärger? Wut? Oder war es schlicht ein wenig Unterhaltung?
(Quelle: Christian Dück; Freie Presse vom 17.10.2005)
Randale überschatten schwaches Derby
Fußball, Landesliga: Zweite Mannschaft des FCE unterliegt beim FSV Zwickau mit 0:1 (0:0)
Nach dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen dem FSV Zwickau und dem FC Erzgebirge Aue II am Sonnabend im verfallenen Westsachsenstadion haben die Gastgeber gefeiert, als hätten sie gerade die Rückkehr ins Profigeschäft gepackt. Dabei war ihnen in einer von Kampf und Krampf geprägten Partie nur ein 1:0-Erfolg in der Landesliga gelungen. Das Tor erzielte René Troche in der 61. Minute.
Trotz des niedrigen spielerischen Niveaus hätte dieses Derby vor mehr als 3000 Zuschauern - darunter etwa 500 FCE-Fans - ein Fußballfest sein können. Das dem nicht so war, die Begegnung sogar vor dem Abbruch stand, lag an den unverbesserlichen Idioten auf beiden Seiten. Zunächst präsentierten sich vor allem Zwickauer Chaoten, die von ihren "Dynamo-Fan-Freunden" aus Dresden unterstützt wurden. Aber dann flogen auch aus dem Auer Block Feuerwerkskörper aufs Spielfeld. Nach dem Abpfiff hatte die Polizei weiter alle Hände voll zu tun, die Randalierer beider Lager halbwegs im Zaum zu halten.
So geriet das Duell auf dem Rasen fast zur Nebensache. Die FCE-Reserve war über weite Strecken gleichwertig. Allerdings sah es vor des Gegners Tor ähnlich traurig aus wie beim Zweitliga-Team. Der FSV kam dagegen, begünstigt von Auer Fehlern, zu einigen guten Gelegenheiten. Ein Beispiel dafür war das Tor des Tages, das der schwache Ivan Markov mit einem verlorenen Zweikampf im Mittelfeld einleitete. Für Markov kam dann Roy Blankenburg, und der sorgte für frischen Wind. Aue drückte, zumal die Gastgeber ab der 68. Minute wegen einer Ampelkarte in Unterzahl spielten. In der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse: Tzvetomir Tchipev krönte seine blamable Vorstellung und sah wegen Nachschlagens Gelb-Rot. In der 88. Minute verschoss der Oberliga-Absteiger einen zweifelhaften Foulstrafstoß. Und im Gegenzug rettete ein FSV-Verteidiger bei einem Schuss von Blankenburg auf der Linie (89.).
"Wir wollten hier wenigstens einen Punkt holen. Meine Mannschaft hat mit Herzblut gekämpft, doch vorn fehlte die Durchsetzungskraft", sagte Aues Trainer Rico Schmitt. (StU/KJR)
(Quelle: unbekannt)
Das Spitzenspiel der Fußball-Landesliga wird von Ausschreitungen begleitet. Dresdner sind mittendrin.
Einige Schaulustige rieben sich verdutzt die Augen, und ihren Ohren wollten sie gleich gar nicht trauen: „Dynamo, Dynamo“, schallte es vor dem Turmgebäude des Zwickauer Westsachsenstadions. Etwa 100 jugendliche Fußball-Anhänger machten deutlich, wo sie herkamen. Dabei hatte das Landesliga-Spitzenspiel FSV Zwickau gegen Erzgebirge Aue II wenig gemein mit Dresden. Eigentlich. In der Fußball-Szene ist es aber längst kein Geheimnis mehr, dass Zwickauer und Dresdner Ultras seit Längerem enge Kontakte pflegen und so eine Art „Fan-Freundschaft“ bilden. Da trifft es sich anscheinend gar nicht so schlecht, wenn man ein und denselben Erzfeind – nämlich die Kumpels aus dem Erzgebirge – besingt, beschimpft, bewirft. Der Showdown am Sonnabendnachmittag auf der Zwickauer Halde kam den zum Großteil gewaltbereiten Ultras also gerade recht. Krawalle wurden schon Wochen vorher im Internet angekündigt.
Jetzt waren sie da. Bereits eine Stunde vor Spielbeginn setzte sich der mittlerweile auf 200 Jugendliche angewachsene Mob Richtung Gästeeingang in Bewegung. Grob geschätzt dauerte der Marsch acht Meter, vielleicht zehn. Die Polizei baute eine Sperre auf, mit Fahrzeugen und Beamten. Dem „herzlichen“ Empfang für den Auer Anhang tat dies jedoch keinen Abbruch. Es flogen Knaller, Feuerwerkskörper und Steine. Die Gegenseite antwortete mit Flaschen, Gläsern und auch Steinen. Rauch stieg auf. Die Polizisten, einige von ihnen von Geschossen getroffen, drohten nun ihrerseits mit Schlagstöcken und Gasspray. Der Zwickauer Anhang wurde zurückgedrängt, eine Eskalation verhindert.
Das Wettschießen verlagerte sich ins Stadion. Ziele auf den Rängen wurden angepeilt. Doch auch dort schauten die Beamten nicht lange zu. Einige Unbelehrbare piekten die Behelmten aus der Masse und führten sie ab. Bis auf einige Rangeleien und Schubsereien blieb es ruhig. Bis Mitte der zweiten Halbzeit. Da meldete sich der Gästeblock noch einmal zu Wort. Feuerwerkskörper flogen auf den Rasen, Zwickauer Fahnen wurden in Brand gesteckt, Sitzbänke aus den Verankerungen gerissen. Das Spiel wurde für fünf Minuten unterbrochen. FSV-Anhänger entzündeten auf ihrer Seite ein riesiges rot-weißes bengalisches Feuer – bis auf die vernebelten Sichtverhältnisse ein eher unfallfreies Intermezzo. Schwerstarbeit hatten die 200 Einsatzkräfte noch einmal nach dem Spiel zu verrichten. In einer angrenzenden Gartenanlage konnten die verfeindeten Gruppen voneinander fern gehalten werden, auch wenn wieder viele Steine und andere Geschosse durch die Luft flogen. Ein Anwohner schüttelte mit dem Kopf: „Und das alles wegen Fußball? Erschreckend!“
Erschreckend liest sich auch die Bilanz dieses Tages: acht Festnahmen, fünf verletzte Beamte, sieben verletzte Randalierer, 42 Ausweiskontrollen, über 200 Platzverweise, viele Anzeigen wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch, ein brennender Polizeiwagen.
Ach ja, Fußball wurde auch gespielt: Vor der Landesliga-Rekordkulisse von 3 214 Zuschauern siegte der Oberliga-Absteiger Zwickau mit 1:0 durch ein Tor von René Troche (60.). Der Jubel war groß, der fade Beigeschmack noch größer.
(Quelle: Roy Hartsdorf; Sächsiche Zeitung vom 17.10.2005)
Gefährliche Landesliga
ZWICKAU. Die Begegnung zwischen den sächsischen Fünftligisten FSV Zwickau und der zweiten Mannschaft des FC Erzgebirge Aue wurde am Sonnabend unterbrochen, nachdem sich auf den Rängen die Anhänger mit Flaschen, Steinen, Rauchtöpfen und anderen Feuerwerkskörpern beworfen hatten. Nach Polizeiangaben waren an den Ausschreitungen auch vor und nach der Landesligapartie etwa 350 gewaltbereite Fußballanhänger aus Zwickau, Aue, Chemnitz und Dresden beteiligt. Vier Beamte seien bei dem Einsatz verletzt worden.
(Quelle: Berliner Zeitung vom 17.10.2005)
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